BUND Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald

BUND gegen Errichtung von 2,65 Millionen-Liter-Heizöltank am Rhein-Ufer Neckarau, aber für die Besicherung von Spitzenlastfällen

22. Juli 2021 | Energiewende, Klimawandel, Flüsse & Gewässer, Umweltgifte

Die MVV beantragte beim Regierungspräsidium Karlsruhe jüngst eine Genehmigung für den Bau einer Fernwärmebesicherungsanlage – mit vorzeitigem Baubeginn. Die Anlage soll nach Abschalten der steinkohlebefeuerten Kraftwerksblöcke des Großkraftwerks Mannheim (GKM) die Fernwärmeversorgung sicherstellen. Der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.) erachtet die Sicherung von Spitzenlasten für absolut notwendig, sieht jedoch bei den Antragsdetails noch Nachbesserungsbedarf. Unter anderem setzt er sich deshalb gegen den Teil des Antrags ein, welcher einen Heizöltank am Rheinufer Neckarau vorsieht, welcher rund 2,65 Millionen Liter (entspricht 2.250 t) Heizöl bevorraten soll.

Risiken und Schadenspotenziale nicht unterschätzen

Dr. Bianca Räpple, Geschäftsführerin des BUND Rhein-Neckar-Odenwald erklärt dazu: „Spätestens nach den Überschwemmungen der letzten Tage im Westen und Süden Deutschlands dürfte klar sein: Eine Unterschätzung von Hochwasserrisiken im Allgemeinen sowie der Verschärfung der Risiken durch den Klimawandel im Speziellen kann schwerwiegende Folgen haben.“ Durch die Klimakrise fallen Starkregenereignisse intensiver aus, was wiederrum das Hochwasserrisiko erhöht. “In den letzten Jahrzehnten sind wir von großen Rheinhochwassern verschont geblieben, das heißt jedoch nicht, dass es nicht jederzeit wieder zu einem Extremereignis kommen kann“, so Räpple.

Je mehr Anlagen mit wassergefährdenden Stoffen – wie Heizöl – entlang des Rheins stehen, desto größer ist auch das Schadenspotenzial, d.h. die Gefahr, dass Stoffe in den Fluss gelangen und Mensch und Ökosysteme gefährden.

 

Besicherung ja – aber so klimaschonend wie möglich

Als Grund für einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn nennt die MVV den Wunsch, frühzeitig an den Ausschreibungen des Kohleausstiegsgesetztes teilzunehmen, um für den GKM-Block 8 eine Stilllegungsprämie zu erzielen. Der BUND spricht sich dafür aus, dass diejenigen Steinkohle-kraftwerksblöcke in Deutschland Stilllegungsprämien erhalten, welche die meisten CO2-Emissionen einsparen. Denn die Stilllegungsmengen sind je Ausschreibung begrenzt. Für die Bewertung, ob der Block 8 des GKM zu diesen Blöcken gehört oder nicht liegen dem BUND nicht genug Daten über das GKM vor.

Der Verband möchte einer Teilnahme des GKM Block 8 an der Ausschreibung im Oktober 2021 und einer Stilllegung im Oktober 2022 nicht im Wege stehen. Auch hat er keine Einwände gegen eine Bewilligung des vorzeitigen Maßnahmenbeginns für Arbeiten, welche lediglich der Errichtung des gasbefeuerten Teils der Besicherungsanlage dienen. Über die beantragten 7000 Betriebsstunden und die Energiemenge von 750 GWh/a möchte er jedoch in der nun laufenden Beteiligungsrunde noch verhandeln. „Diese Energiemenge entspricht über einem Drittel des gesamten Verbrauchs im Fernwärmenetz. Wir setzen uns dafür ein, dass die Anlage nur unter Bedingungen wie Notfällen oder zur kurzzeitigen Spitzenlastabdeckung eingesetzt werden sollte. Ein Regelbetrieb wäre für den Klimaschutz wieder ein Rückschritt, der Fokus muss auf dem schnellen Ausbau der Erneuerbaren Wärmeerzeuger liegen“ erklärt Dr. Amany von Oehsen, Energie- und Klimawandelexpertin des BUND.

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