BUND Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald

Mehr grüne Infrastruktur im Regionalplan

16. November 2021 | Naturschutz, Nachhaltigkeit, Lebensräume, Landwirtschaft, Klimawandel

Die beiden Geschäftsführerinnen des BUND und des NABU Rhein-Neckar-Odenwald Dr. Bianca Räpple und Christiane Kranz fordern ein Umdenken in der Regionalplanung. Die Förderung der „Grünen Infrastruktur“ muss ein viel stärkeres Gewicht bekommen. Der Schutz von Boden, Biotopen und Artenvielfalt darf nicht länger hinter wirtschaftlichen Überlegungen zurückstehen. Ganz und gar nicht einverstanden sind die beiden Naturschützerinnen mit den Äußerungen der Landräte des Rhein-Neckar und des Neckar-Odenwald-Kreises, die sich in der vergangenen Woche zum Regionalplan äußerten. Unterstützung erhalten sie in ihren Forderungen auch vom Bundesbündnis Bodenschutz sowie dem Arbeitskreis Rhein-Neckar des Landesnaturschutzverbands.

 (Barbara Wolf / BUND)

„Kritisch zu sehen ist die Argumentation von Herrn Landrat Brötel, Freiflächenphotovoltaik würde eine „gravierende Veränderung unserer Landschaft“ bedeuten, während er sich gleichzeitig für eine weitere Versiegelung von Flächen ausspricht“, so Dr. Bianca Räpple. „Eine Bebauung mit Wohn- und Gewerbesiedlungen schädigt den Boden, der über Jahrtausende gewachsen ist, dauerhaft. Seine ursprünglichen Funktionen können selbst bei einer „Entsiegelung“ immer nur teilweise wiederhergestellt werden“. Dabei sind es genau diese Funktionen, auf die wir in Zeiten eines Klimawandels und Artensterbens dringend angewiesen sind.

Landrat Dallinger spricht von „angemessenen Entwicklungsspielräumen“, die für die Gemeinden zur Verfügung stehen müssen. Wenn allerdings der Grünzug direkt an den Ortsrand angrenzt, dann sind diese Entwicklungsspielräume bereits in der Vergangenheit aufgebraucht worden. Eine zusätzliche Pufferzone, wie von Landrat Brötel gefordert, wäre entsprechend nichts anderes als die Aufhebung der ordnenden Funktion des Regionalplans. Somit sollte der allzu großzügige Umgang mit Bauland in zurückliegenden Jahren nicht durch weitere Bauflächen belohnt werden. „Erst wenn der Platz auf der grünen Wiese begrenzt ist, ist genug Anreiz vorhanden, die Innenentwicklung mit kreativen Lösungen voran zu treiben“, sagt Christiane Kranz, Geschäftsführerin des NABU Rhein-Neckar-Odenwald.

Jahrelang ist nur in die so genannte graue Infrastruktur, also in noch mehr Gewerbegebiete, Straßen und Neubaugebiete investiert worden. Nun ist es höchste Zeit, die grüne Infrastruktur zu verbessern, indem regionale Grünzüge, Wildtierkorridore und der Biotopverbund erhalten und ausgebaut werden. „Die Krise der Artenvielfalt ist genauso gravierend wie die Klimakrise. Wir müssen jetzt handeln, um das Aussterben weiterer Arten zu verhindern, indem wir Wanderbewegungen ermöglichen und großflächige Lebensräume schützen“ fordert Kranz.

Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Freiflächen für das seelische Gleichgewicht sind, die Menschen sehnen sich nach Ruhe, Erholung und weiten Landschaften. Dieses wertvolle Gut sollte nicht leichtfertig verspielt, sondern als Chance für den Odenwald anerkannt werden.

Daneben aber geht es um weit mehr: wir alle wollen Überschwemmungskatastrophen so gut es geht abmildern, wollen extremer Hitze entgehen und weiterhin regionale Nahrungsmittel konsumieren, die von Insekten bestäubt werden (ca. 60% aller Nahrungsmittel sind auf Bestäuber angewiesen). Leider scheint das notwendige Umdenken in den Führungsriegen unserer Region immer noch nicht angekommen zu sein. „Die Netto-Null-Flächenversiegelung und der Klima- und Artenschutz sind keine Ziele, die einer guten Entwicklung unserer Gesellschaft entgegenwirken, im Gegenteil, sie sind für unser Überleben und unser Wohlbefinden essentiell“, erklärt Räpple.

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