Das Aktionsbündnis Unterer Neckar setzt sich dafür ein, ...
- die Situation der Lebewesen im Unteren Neckar zu verbessern,
- die Uferbereiche des Neckars bzw. Altneckars als durchgängiges Biotop ökologisch aufzuwerten,
- Teile der Neckaraue wenigsten ansatzweise zu reaktivieren,
- ein Gebietsmanagement mit extensiver Nutzung der umgebenden Landschaft, der einstigen Aue, zu etablieren,
- eine naturverträgliche Naherholung und eine effektive Umweltbildung in diesem Naturparadies ermöglichen.
Weitere Informationen finden sich auf den Seiten des NABU Heidelberg.
Aktuelle Beobachtungen am Wieblinger Altneckar.
Aktuelle Projekte des Aktionsbündnisses Unterer Neckar
Seit 2020 besonders dramatisch: Verrummelung zahlreicher Uferbereiche des Unteren Neckars und Inseln und Zerstören der Biotope durch Camping, Grill und sehr viel Müll. Das AUN setzt sich in zahlreichen Pressemeldungen, Aufstellen von infotafeln usw. für einen achtsameren Umgang mit der geschützten Natur am Unteren Neckar ein.
Schaffung einer künstlichen Kiesbank im Landschaftsschutzgebiet in Ilvesheim
Seit langem engagieren sich AUN-Mitglieder für die Schaffung einer künstlichen Kiesbank im Landschaftsschutzgebiet in Ilvesheim. Ende 2021 beschlossen die Stadt Mannheimer und die Gemeinde Ilvesheim eine Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit des Neckars , die Schaffung von Trittsteinbiotopen (mehrere Kiesinseln) im Neckar und weitere gewässerökologgische Maßnahmen in der Altneckarschleife zwischen Ilvesheim und Mannheim-Seckenheim (gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie).
Fischschutz am Unteren Neckar
Der Untere Neckar ist aufgrund seiner hochwertigen und stark bedrohten Fischfauna FFH-Gebiet. Ausreichenden Fischschutz gibt es leider keinen, da derzeit in den Flusskraftwerken fast 80% aller Wanderfische sterben.
95% der Fließgewässerarten stehen auf der Roten Liste.
2022 verschickte das Aktionsbündnis Unterer Neckar Briefe u.a. an Bundes- und Landesumweltminister*innen, an den Bundesverkehrsminister, an Landtagsabgeordnete aller Fraktionen, an die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Mainz und an das Regierungspräsidium Karlsruhe mit der Aufforderung, sich dafür einzusetzen, dass am Unteren Neckar endlich der Fischschutz an den Kraftwerksturbinen herbeigeführt und die Fischdurchgängigkeit im Unteren Neckar bald realisiert wird (gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie).
Bei einer gemeinsamen Radtour am 01.10.2023 konnte das Aktionsbündnis seine Forderungen endlich Mitgliedern der Landtagsfraktion der GRÜNEN vortragen.
AUN versucht in zahlreichen Gesprächen mit den zuständigen Behörden, Projekte zur Revitalisierung von Gewässerrandstreifen und ihrer Pflege anzuregen.
Einige Projekte zur naturnahen Entwicklung des Unteren Neckars und zur Aufwertung seiner Ufer und der Auenlandschaft , die das AUN schon lange gefordert hat, werden nun wohl – zumindest in Mannheim — im Rahmen der BUGA-Planungen realisiert.
Historie
Im letzten Jahrzehnts begann das Wasser- und Schifffahrtsamt Neckar, aus Gründen des Hochwasserschutzes und der Sicherstellung des Schiffsverkehrs auf Bundeswasserstraßen , am Unteren Neckar Dammrodungen durchzuführen, Maßnahmen, die zu starken Konflikten mit dem Naturschutz vor Ort führten. Grundlage des Handelns ist das BAW-Merkblatt "Standsicherheit von Dämmen an Bundeswasserstraßen" (MSD), Ausgabe 2011, herausgegeben von der Bundesanstalt für Wasserbau, Karlsruhe.
Februar 2015 treffen sich Mitglieder von NABU, BUND, LNV und engagierte Umweltschützer*innen, um die einzigartige Auenlandschaft am Unteren Neckar nicht nur für Biber, Eisvogel und all die anderen darin lebenden Tiere und Pflanzen zu erhalten, sondern auch für uns und die nachfolgenden Generationen. Sie gründen das Aktionsbündnis „Unterer Neckar“ (AUN), in dem Naturschutzgruppen aus Heidelberg, Mannheim, Edingen, Ilvesheim und Ladenburg zusammenarbeiten. .
Das Aktionsbündnis setzt sich seither in zahlreichen Gesprächen u.a. mit dem Wasser- und Schiffhartsamt, dem Regierungspräsidium Karlsruhe und den zuständigen Unteren Naturschutzbehörden dafür ein, dass trotz dieser Rodungen die Tiere und Pflanzen im streng geschützten Naturschutz- und FFH-Gebiet wirksam geschützt und das Gebiet des Unteren Neckars ökologisch aufgewertet werden kann.
Seit Oktober 2021 ist das Aktionsbündnis Unterer Neckar ein Arbeitskreis im Landesnaturschutzverband.
Seit 2015 gibt es regelmäßige (2x im Jahr) Informationsgespräche mit Naturschutzbehörden, dem Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg und den Umweltverbänden über Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen am Unteren Neckar.
Seit 2015, Heidelberg-Wieblingen: Für die Überarbeitung des Pflegeplans für die große Schwemminsel wurde uns zugesagt (WSA), dass sich das AUN in die Planung einbringen kann.
Januar 2016 : Das AUN verschickt an alle Parlamentarier*innen und alle für Naturschutz zuständigen Behörden der Region und an das WSA eine Resolution zur Sanierung des Neckardamms im Biotopverbund Unterer Neckar sowie zu den Maßnahmen zum Hochwasserschutz im NSG Wieblingen-Altneckar und fordert darin: Planung und Ausführung von ökologischen Ausgleichsmaßnahmen dort, wo Rodungen für die Dammsicherheit bzw. den Hochwasserschutz nach einer Einzelfallbetrachtung für unumgänglich gehalten werden. Die Ausgleichsmaßnahmen sollen zeitlich so vor den Rodungen durchgeführt werden, dass die Kontinuität des Biotopverbundes nicht beeinträchtigt wird. (vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen)
Seit 2016 fordert das AUN die Pflege der Schluten am Unteren Neckar, die meist als Ausgleich für Eingriffe in die Auenlandschaft und den Unteren Neckar angelegt, aber nicht gepflegt wurden und deshalb verschlammt oder verlandet sind.
Seit 2017, Heidelberg-Wieblingen: Dass AUN bittet das Wasserstraßen-Neubauamt darum, dass beim Neubau der Wehranlage in Wieblingen der alte Wehrsteg zumindest teilweise erhalten bleibt und zur Beobachtungskanzel – evtl. mit Spektiv – umgebaut wird.
2018 ist es am Neckarseitenkanal Ladenburg gelungen, eine Planung für vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen durchzusetzen.
Seit 2018, Heidelberg-Wieblingen: Engagement gegen eine zusätzliche Neckarbrücke oder Seilbahn durchs NSG/FFH Altneckar Heidelberg-Wieblingen (breiteste Stelle des Wieblinger Altneckars und Einflugschneise für die zahlreichen Wintergäste) und auch gegen eine Brücke durch das NSG Wörth-Weidenstücker im Bereich des Schwabenheimer Hofs in Dossenheim
Februar 2019: Nachdem die Rodungen weiter fortschreiten, vorgezogene Ausgleichsmaß-nahmen aber offensichtlich nicht möglich sind, richtet das AUN eine Petition zum sofortigen Rodungsstopp an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages, die am 17.09.2020 abschlägig beschieden wurde.
Seit 2019, Ladenburg Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde Rhein-Neckar und der Stadt Ladenburg über Maßnahmen zur Revitalisierung des Ladenburger Neckarufers und zur ökologischen Gestaltung und Pflege der Gewässerrandstreifen.
2020, Heidelberg-Wieblingen: Mitglieder des AUN besichtigen in der Wasserbauhalle VI der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) das Modell zum Neubau des Wehrs Wieblingen (Maßstab 1:50), in dem Wehrpfeiler ohne Verschlüsse, der Seitenkanal und die Schwemminsel nachgebildet sind, und Hochwässer simuliert werden können.
2021 Bau einer Flachwasserzone am Ortseingang von Heidelberg-Wieblingen (= Ausgleichsmaßnahme für Bauarbeiten zur Kolksicherung am Wieblinger Wehr). Das AUN wurde in die Planungen einbezogen und konnte den Erhalt des Schilfgürtels in diesem Bereich durchsetzen.
2021, Heidelberg-Wieblingen: Die vielen Bitten an das Regierungspräsidium Karlsruhe, Naturschutzschutzschilder auf den Wieblinger Neckarinseln aufzustellen, um u.a. die Bootfahrer und andere Ortsunkundige über den Schutzwürdigkeit des Wieblinger Altneckars und seiner Inseln Gebietes auf über das Betretungsverbot zu informieren.
2021/2022: Der Krottenneckar im Naturschutzgebiet Wörth-Weidenstücker (Edingen) wird entschlammt und vertieft, um diesen Wasserarm zu revitalisieren und langfristig dauerhaft wasserführende Bereiche zu schaffen bzw. zu erhalten.
Meerneunaugenartikel 2021
Ein Blick unter die Wasseroberfläche:
Fische können im Neckar von Spaziergängern und Naturfreunden nur selten gesehen oder gar bestimmt werden, es sei denn an einer der wenigen Fischtreppen im Unteren Neckar. Doch am 9. Mai diesen Jahres konnte u.a. Claus Neuer, Referent für Umwelt-, Tier- und Naturschutz beim Badischen Sportfischerverband e. V. an der Fischaufstiegsanlage Ladenburg mal wieder ein ausgewachsenes Meerneunauge beobachten, das zum Laichen den Neckar stromaufwärts unterwegs war. Die letzte Sichtung dieser seltenen Tiere war 2019.
Meerneunaugen sind eine zoologische Rarität: Sie sind „lebende Fossilien“ und haben sich in den letzten 500 Millionen Jahren kaum verändert.
Wissenschaftlich betrachtet sind Meerneunaugen keine Fische, sondern sog. Rundmäuler. Sie haben eine aalähnliche Körperform, sind 70-90 cm lang, haben ein rundes Maul ohne Kiefer und keine Schuppen. Sieben Kiemenöffnungen bilden zusammen mit dem Auge und dem Nasenloch neun Öffnungen, die dem Tier den Namen Neunauge einbrachten. Die erwachsenen Meerneunaugen leben in Nord- und Ostsee und schwimmen, wenn sie geschlechtsreif werden, zur Fortpflanzung flussaufwärts. Sie laichen in sandigen bis kiesigen Gewässerabschnitten mit mittel-starker Strömung. Der Wieblinger Altneckar und seine Unterwasservegetation bieten an mehreren Stellen geeignete Laichplätze für diese bedrohten Tiere. Wir hoffen, dass am 9. Mai fotografierte Neunauge einen Partner findet, sich erfolgreich vermehren kann und seine Nachkommen zurück zum Atlantik finden. Leider wird es wohl nicht über Wieblingen hinaus flussaufwärts schwimmen können, da geeignete Fischabstiegsanlagen fehlen. Deshalb ist es wichtig, dass das Laichgebiet dieser europaweit geschützten Art im Wieblinger Altneckar erhalten bleibt und nicht durch das Einrammen von Brückenpfeilern und weiteren Baumaßnahmen zerstört wird. Das Meerneunauge gehört zu jenen bedrohten Arten, die am Ende des letzten Jahrhunderts zum europäischen Schutz dieses Neckarabschnitts, zu seiner Ausweisung als FFH-Gebiet geführt haben.
Was versteht man unter einem FFH-Gebiet?
Die FFH-Richtlinie (FFH=Flora-Fauna-Habitat), 1992 beschlossen, verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten zum länderübergreifenden Schutz wildlebender Pflanzen und Tiere sowie ihrer natürlichen Lebensräume, die als sogenannte FFH-Gebiete ausgewiesen sind. Diese gehören zu einem europaweiten Netzwerk der wertvollsten Naturschätze – Natura 2000 genannt –, das sich von den Atlantikküsten über die Alpen bis zum Schwarzen Meer erstreckt.
Zu diesen FFH-Gebieten gehört der Wieblinger Altneckar. In ihm leben u.a. mehrere europaweit sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Fischarten, deren Lebensraum in den letzten Jahren immer seltener wurde: z.B. das Meerneunauge.
Regelmäßige Aktivitäten des Aktionsbündnisses Unterer Neckar (AUN)
Exkursionen am Unteren Neckar
Um die Besonderheit des Unteren Neckars, dieser sensiblen Auenlandschaft kennenzulernen, den Unteren Neckar mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung bringen und auch um Politikerinnen und Politikern die Notwendigkeit zu vermitteln, dieses Gewässer und die umgebende Auenlandschaft nachhaltig zu schützen, lädt das Aktionsbündnis Unterer Neckar regelmäßig zu Exkursionen in dieses Naturparadies ein. Lesen Sie dazu auch den Bericht in der RNZ.
Die nächste Exkursion findet am Samstag. 19. November 2022, 15:00 bis 17:00 Uhr, statt, Treffpunkt: Heidelberg-Wieblingen, Bushaltestelle Hermann-Treiber-Straße