Zehn Jahre sind vergangen seitdem einer der größten Atomunfälle die Welt in
Atem gehalten hat: im Kraftwerk von Fukushima Daiichi kam es nach einem Tsunami zur
Kernschmelze. Danach beschloss Deutschland den „Wiedereinstieg in den Ausstieg aus der
Atomkraft“. Der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.)
Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald erinnert zusammen mit der Aktivistin Brigitte
Henkel von der Süd-West-Initiative gegen Atomkraft an die mittel- und langfristigen Folgen
des Unfalls in Fukushima – die von der japanischen Regierung kleingeredet werden und in
Vergessenheit geraten, uns aber noch über Jahrzehnte beschäftigen werden.
Allzu schnell geraten Katastrophen wie diese in Vergessenheit. Nachdem 2020 die
Kühltürme als weithin sichtbares Zeichen des AKW Philippsburg gesprengt wurden, werden
„im Namen des Klimawandels“ auch heute wieder Stimmen laut, dass man auf die
Atomkraft nicht verzichten könne. „Gleichzeitig haben wir immer noch keine Antwort auf
die Frage: wo können wir den über Jahrzehnte entstandenen Atommüll in Deutschland sicher
verwahren?“ so Dr. Bianca Räpple vom BUND Regionalverband. Die Endlagersuche für
hochradioaktiven Atommüll soll erst 2031 abgeschlossen sein, doch auch dann ist das
Problem noch lange nicht gelöst. Und in der Zwischenzeit verbleibt der Müll weiter in
Zwischenlagern, die nicht als sicher gelten. Vom schwach- und mittelradioaktiven Müll
einmal abgesehen. „So oder so, dieses risikobehaftete Erbe geben wir an unsere Kinder,
Enkel, Urenkel und die nachfolgenden Generationen weiter“, kommentiert Räpple.
Daneben geht die Energiewende in Deutschland in einigen Bereichen noch schleppend
voran. Der Ausbau der Windenergie ist zum Erliegen gekommen, während die Potenziale
der Solarenergie vor allem auf Dächern noch stärker genutzt werden könnten. Die Nutzung
der Geothermie in der Region wird von vornherein abgelehnt, während das Risiko der
Atomkraft über Jahrzehnte in Kauf genommen wurde. „Neben dem Ausbau der
Erneuerbaren Energien ist ein weiteres Einsparen von Energie unerlässlich“, erklärt Räpple.
Henkel macht noch auf die Fukushima Energiewende-Demo hin zum AKW
Neckarwestheim II am 07. März um 13 Uhr aufmerksam (www.endlich-abschalten.de). Das
AKW ist das letzte in Baden-Württemberg, das noch bis 2022 am Netz bleiben soll – trotz
immer wieder auftretender Störungen, wie zuletzt Mitte 2020.
Der Reaktor in Fukushima strahlt derweil weiter und immer noch wird Wasser benötigt, um
ihn zu kühlen – bereits 1 Mio. Tonnen davon müssen aufwendig gelagert und spätestens ab
2022 entsorgt werden, da die Lagerkapazitäten erschöpft sind. Debattiert wird, einen Teil
des Wassers aufzubereiten und ins Meer zu leiten. Obwohl das Gebiet um Fukushima immer
noch radioaktiv belastet ist, sollen nach dem Willen der japanischen Regierung die Menschen in die Region zurückkehren. Auch Teile der Olympischen Spiele 2020 (nun 2021)
sollen in der Präfektur Fukushima stattfinden. Back to normal?