Gute Bedingungen im „Wildkatzenerwartungsland“ schaffen - Ein Beitrag zur Diskussion um Katzenschutzverordnungen in der Region

17. Mai 2024 | Wildkatze, Naturschutz

Der Odenwald ist längst Wildkatzenerwartungsland. Dass sich die scheue europäische Wildkatze auch in der Metropolregion wieder langsam ausbreitet ist sehr erfreulich. Der BUND setzt sich seit Jahren mit Maßnahmen für die Rückkehr der Tiere in Baden-Württemberg ein. Gleichzeitig werden gerade hier bereits auffällig viele Hybride (Kreuzungen von Wild- und Hauskatzen) nachgewiesen. Was Grund zur Sorge ist und rechtzeitig Gegenmaßnahmen erfordert. Zum Schutz von Wild- und Hauskatzen sowie für den Artenschutz insgesamt können Katzenhalter*innen einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie ihre freilaufenden Tiere kastrieren bzw. sterilisieren lassen.

Wildkatzenfamilie  (Foto: Thomas Stephan / BUND)

In Spechbach wurde eine Initiative gestartet, um mit Hilfe eines Bürgerentscheids eine Katzenschutzverordnung einzuführen. Da der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) sich seit vielen Jahren mit diesem Thema beschäftigt möchte dieser neben den genannten tierschutzfachlichen Aspekten noch eine naturschutzfachliche Sichtweise in die Diskussion einbringen.

Millionen Hauskatzen erfreuen ihre Halter*innen in Baden-Württemberg und helfen zum Teil auf landwirtschaftlichen Höfen bei der Mäusejagd. Damit ist die Hauskatze das beliebteste Haustier hierzulande. Insbesondere verwilderte und freilaufende Katzen können jedoch eine Bedrohung für die in Ausbreitung befindliche und streng geschützte europäische Wildkatze darstellen.

Hybridisierung bedroht geschützte Wildkatze

Durch die Paarung von Haus- und Wildkatzen entstehen Hybride, sogenannte Blendlinge. Jochen Schwarz, Co-Vorsitzender beim BUND Rhein-Neckar-Odenwald, erklärt: „Dabei verändert die Hauskatze den Genpool der Wildkatzen, mit negativen Folgen für die genetisch vererbten, speziellen Anpassungen der Art an ihren Lebensraum“. Letztendlich kann eine verbreitete Hybridisierung sogar zum (regionalen) Verlust der genetischen Art führen.

BUND empfiehlt Kastration bzw. Sterilisation

Die Kastration bzw. Sterilisation von Hauskatzen beugt der Hybridisierung der Wildkatze vor und hilft dabei, die unkontrollierte Vermehrung von Streunern in den Griff zu bekommen. Katzenhalter*innen können auf diese Weise freiwillig zum Arten- (Wildkatze, heimische Vogelarten und Reptilien) und Tierschutz beitragen. Immer mehr Kommunen in der Region, unter anderem Leimen, Eberbach, Mannheim oder Mosbach, entscheiden sich daher für die Einführung einer Katzenschutzverordnung nach §13b TierSchG mit Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht. Dies ist gleichermaßen aus Tier- und aus Artenschutzgründen unterstützenswert, da leider noch nicht alle Katzenhalter*innen die notwendige Verantwortung für ihre Freigänger übernehmen. Auch Tierschutzvereine leisten durch das Einfangen, Kastrieren und wieder Freilassen von verwilderten Hauskatzen – auf ihre Kosten – einen wichtigen Beitrag.

Wildkatzenprojekt des BUND auch in der Region

Aktuell konnte der BUND in der Region durch ein Lockstock-Monitoring bereits mehrere Wildkatzen, aber vermutlich auch Hybride nachweisen. Letzte Sicherheit müssen genetische Laboruntersuchungen liefern, deren Ergebnisse noch nicht vorliegen. „Da wir erwarten, dass die Wildkatze hier in Zukunft auch heimisch wird, sind wir im Gespräch mit der Kreisforstbehörde über Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen“, so Schwarz. Neben der Prävention von Hybridisierungen ist es nämlich auch notwendig, Waldränder aufzuwerten, indem sie strukturreicher gestaltet werden. Gefördert wird das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt.

Hintergrund

Anders als unsere Hauskatzen, die von der Afrikanischen Falbkatze abstammen, ist die europäische Wildkatze (Felis silvestris) hier heimisch. Allerdings wurde sie vor knapp hundert Jahren bei uns ausgerottet. Im Naturparkzentrum in Eberbach findet sich eines der letzten Exemplare aus dieser Zeit.

Optisch ist es oft schwer, Wild- von Hauskatzen zu unterscheiden, wirklich sicher gelingt dies nur durch eine genetische Analyse. Charakteristisch für die Wildkatze ist jedoch der buschige Schwanz mit dunkel abgesetzten Ringen und schwarzem, stumpfen Ende, die verwaschene cremefarbene Färbung und der schwarze Aalstrich am Rücken.

Wildkatzen sind auf vernetzte, naturnahe Laub- und Mischwälder angewiesen und verlassen die schützende Deckung nur ungern. Ihre Hauptbedrohung ist der Straßenverkehr und die Zerstückelung ihrer Lebensräume durch Agrargebiete, Siedlungen und Verkehrswege. Hybridisierung mit Hauskatzen kommt als Bedrohungsfaktor hinzu, hierzu gibt es weiteren Forschungsbedarf.

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