BUND Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald

Benjamin Brandstetter FDP Heidelberg

Frage 1: Leider gehört nur ein Teil der Region Rhein-Neckar-Odenwald zu den neun Bio-Musterregionen. Welche Maßnahmen halten Sie für besonders geeignet, um einen Anteil des ökologischen Landbaus von 40% oder mehr auch in ihrem Wahlkreis zu erreichen?

Wir Freie Demokraten setzen uns für ein gleichberechtigtes Nebeneinander von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft ein, die Umweltverträglichkeit, Arten- und Tierschutz mit wirtschaftlichem Erfolg für die heimische Landwirtschaft verknüpft. Wir wollen die unternehmerische Landwirtschaft stärken, indem wir Innovationen und Forschung fördern – sowohl im ökologischen wie auch im konventionellen Landbau. Notwendig sind machbare Lösungen entlang des technischen Fortschrittes. 

Die ökologisch bewirtschaftete Fläche hat sich in den letzten fünf Jahren bereits verdoppelt. 10.371 Bio-Betriebe, 4.542 davon landwirtschaftliche Betriebe, bewirtschaften heute in Baden-Württemberg rund 187.000 Hektar bzw. fast 13 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Dazu kommen noch rund 400.000 Hektar, die über Programmmaßnahmen extensiv bewirtschaftet werden und 40.000 Hektar Vertragsnaturschutz.  Eine weitere Verdreifachung des Ökolandbaus in der begonnenen Dekade lässt sich wohl kaum am Markt nachzeichnen. Der Marktdruck bei einer politisch forcierten Steigerung des ökologischen Landbaus wird absehbar zu einem Preisverfall führen und sodann unmittelbar auf den Erzeuger durchschlagen, was auch nicht im Interesse der Biolandwirte sein kann.

Zudem zeigt ein aktuelles Gutachten des wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE), dass andere Anbausysteme mit höherer Flächennutzungseffizienz sogar nachhaltiger sein können, als der Ökolandbau. So stellen niedrigere Erträge eine klare Schwäche des Ökolandbaus dar.  Durch die niedrigen Erträge können Ökoprodukte zu ähnlich hohen Treibhausgasemissionen wie konventionelle Produkte führen und sind daher nicht per se klimafreundlicher. Ein Kilo Biofleisch hat also nicht unbedingt einen niedrigeren CO2-Fußabdruck als konventionelles Fleisch. 

Eine staatliche Verordnung des Ökolandbaus mit festgelegten Prozentzielen sehen lehnen wir ab. Zu hohe Auflagen könnten für viele Familienbetriebe im Land das wirtschaftliche Aus bedeuten.

Frage 2: Welche Maßnahmen sollten Ihrer Meinung nach ergriffen werden, um eine Wertschöpfungskette ökologisch erzeugter Lebensmittel von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zum Verbraucher in der Region aufzubauen?

Der Aufbau ökonomisch und ökologisch sinnvoller Wertschöpfungsketten liegt im vollen Interesse der hiesigen Unternehmen. Aufgabe der Politik ist es hierbei die richtigen Rahmenbedingen zu setzen, ohne dabei allerdings die ökologische der konventionellen Landwirtschaft zu bevorzugen. Deshalb setzen wir uns vor Erleichterungen bei wirtschaftlichen Handeln aller Landwirte ein. 

Frage 3: Wie kann nach Ihrer Meinung die gesetzliche Vorgabe zur Reduzierung des Pestizideinsatzes auch in Haus- und Kleingärten, auf öffentlichen Grünflächen und auf Verkehrsflächen erreicht werden?

Wir sehen zur Vermeidung des Pestizideinsatzes und dem gleichzeitigen Ziel der effizienten Flächennutzung große Chancen im wissenschaftlichen Fortschritt. Insbesondere die grüne Gentechnik erlaubt es, beide Ziele miteinander zu verbinden. Daher setzen wir uns für ein unideologisches Verhältnis zur Forschung an Grüner Gentechnik ein. 

Frage 4: Würden Sie sich dafür einsetzen, die Anwendung von Pestiziden ganz zu unterbinden?

Ein pauschales Verbot unabhängig von einer differenzierten Betrachtung lehnen wir ab. 

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