BUND Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald

Julia Philippi MdL CDU Weinheim

Frage 1: Leider gehört nur ein Teil der Region Rhein-Neckar-Odenwald zu den neun Bio-Musterregionen. Welche Maßnahmen halten Sie für besonders geeignet, um einen Anteil des ökologischen Landbaus von 40% oder mehr auch in ihrem Wahlkreis zu erreichen?

Mir ist weniger wichtig, irgendeine Quote zu erreichen, als das eigentliche Ziel: den Erhalt der Artenvielfalt. Vielleicht wäre es aber schon hilfreich, wenn künftig der bürokratische Aufwand für eine Bio-Zertifizierung keine unüberwindbare Hürde vor allem für Landwirte im Nebenerwerb mehr darstellen würde. Gerade im kleinteiligen Obst- und Weinbau an der Bergstraße ist das nämlich häufig ein Problem. Wenn wir genau darüber nachdenken, ist genau der Erhalt dieser Kulturen für die Artenvielfalt unerlässlich. Viele Obstbauern arbeiten aufgrund ihrer Dauerkulturen z.B. nicht oder nur eingeschränkt mit Herbiziden, wodurch neben den Blüten der Hauptkulturen selbst auch viele Wildkräuter weiterhin verfügbar sind.

Frage 2: Welche Maßnahmen sollten Ihrer Meinung nach ergriffen werden, um eine Wertschöpfungskette ökologisch erzeugter Lebensmittel von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zum Verbraucher in der Region aufzubauen?

In meinem Wahlkreis ist, obwohl wir mitten im Ballungsraum liegen, die Nachfrage nach regional erzeugten Lebensmitteln bereits vergleichsweise hoch. Aufgefallen ist mir bei zahlreichen Gesprächen in den vergangenen Jahren, dass bei vielen Kunden von Hofläden, Gemüsekisten oder SoLaWis der Nachhaltigkeitsgedanke der Regionalität eine größere Rolle spielt als das Thema bio vs konventionell. Genau hier ist dann auch ein wichtiger Ansatzpunkt: wer bereits im Hofladen oder auf dem Wochenmarkt einkauft, zeigt ein entsprechendes Bewusstsein und auch eine höhere Zahlungsbereitschaft für Lebensmittel. Durch die Förderung von Regionalität durch das Landwirtschaftsministerium wie z.B. mit der Kampagne "Natürlich von daheim" wird ganz nebenbei auch die Wertschätzung der Arbeit der Landwirte und damit auch ein entsprechendes Umdenken der Verbraucher gefördert. Und ohne die Verbraucher geht es nicht.

Frage 3: Wie kann nach Ihrer Meinung die gesetzliche Vorgabe zur Reduzierung des Pestizideinsatzes auch in Haus- und Kleingärten, auf öffentlichen Grünflächen und auf Verkehrsflächen erreicht werden?

Die Reduktion des Pestizideinsatzes auf öffentlichen Grünflächen und Verkehrsflächen - wie übrigens auch die Reduktion des Einsatzes von Laubbläsern und ähnlichen Geräten durch öffentliche Stellen - dürfte eigentlich kein großes Problem sein, würde man meinen. Die Privat- und Kleingärten halte ich für ein viel größeres Problem. Hier ist vor allem deutlich mehr Aufklärung notwendig - und vielleicht auch eine Kontrolle der ja eigentlich bereits bestehenden Regulierung für die Abgabe von Pestiziden an Privatpersonen. In vielen Baumärkten und sogar Gartencentern ist die Beratung, sofern sie denn überhaupt stattfindet, eher darauf ausgelegt, die teuren Mittel an den Mann oder die Frau zu bringen, als deren Notwendigkeit zu hinterfragen. Von generellen Verboten halte ich nichts - aber wir müssen dringend zu einer verantwortungsvolleren Nutzung kommen.

Frage 4: Würden Sie sich dafür einsetzen, die Anwendung von Pestiziden ganz zu unterbinden?

Den Weg, auf den sich Baden-Württemberg gemacht hat, halte ich für richtig. Und im privaten und öffentlichen Bereich ist noch viel Spielraum beim Artenschutz, den vor allem die Kommunen nutzen sollten. Ein komplettes Verbot jeglicher Pestizide in jeder Situation würde ich zum aktuellen Zeitpunkt aber nicht unterstützen, weil wir damit eher riskieren würden, die Vielfalt des regionalen Angebots einzuschränken anstatt es zu fördern.

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