BUND Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald

Prof. Dr. Thorsten Krings FDP Wiesloch

Frage 1: Leider gehört nur ein Teil der Region Rhein-Neckar-Odenwald zu den neun Bio-Musterregionen. Welche Maßnahmen halten Sie für besonders geeignet, um einen Anteil des ökologischen Landbaus von 40% oder mehr auch in ihrem Wahlkreis zu erreichen?

Nachhaltigkeit hat drei Säulen: eine ökologische, eine ökonomische und eine soziale. Wir werden es nicht schaffen, eine Welt von 8 Milliarden Menschen mit ausschließlich ökologischer Landwirtschaft zu ernähren. Mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft kann es nur in einem Kompromiss geben. Der Ökolandbau ist zwar in bestimmten Situationen vorteilhaft, aber er kann nicht als Leitbild für eine global nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherung gelten. Klar ist aber auch, dass es nicht weitergehen kann, wie bisher: die konventionelle Landwirtschaft mit einem hohen Einsatz von Chemikalien ist auch kein Modell für Nachhaltigkeit. Benötigt wird eine produktive und umweltfreundliche Landwirtschaft. Solche Systeme standörtlich angepasst zu entwickeln, erfordert die intelligente Kombination von Methoden des Ökolandbaus und der konventionellen Landwirtschaft.  Insofern müssen wir die verschiedenen Akteure an einen Tisch bringen und gemeinsam ein Modell für eine nachhaltige Landwirtschaft in unserer Region entwickeln. Das wird nicht mit einseitigen Vorgaben funktionieren und auch nicht mit einem Bashing konventioneller Landwirte. Damit will ich sagen, dass ich es für vermessen halte, dass ich die inhaltliche Lösung habe. Ich kann nur definieren, was aus meiner Sicht das Ziel sein muss und wie ein Prozess dazu aussehen kann.

Frage 2: Welche Maßnahmen sollten Ihrer Meinung nach ergriffen werden, um eine Wertschöpfungskette ökologisch erzeugter Lebensmittel von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zum Verbraucher in der Region aufzubauen?

Grundsätzlich muss die Landwirtschaft weg von einer exportorientierten Landwirtschaft mit Überproduktion und Dumpingpreisen. Dabei kann es nur Verlierer geben: Produzenten, Konsumenten und Tiere. Das wird nur dann funktionieren, wenn es eine profitable Vermarktung hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte in der Region gibt. Wichtig wäre ein Gremium, in dem Landwirte sich austauschen und gemeinsam Strategien entwickeln, die sie selber aus diesem ruinösen Wettbewerb befreien. Dazu muss man dann aber auch die großen Abnehmer einbinden und gemeinsam Spielregeln für das Agieren am Markt festlegen. Ich erinnere hier nur an die Metro, die in den frühen 2000er Jahren die Entscheidung getroffen hat, bestimmte Abnahmepreise bei Milch nicht zu unterschreiten. Man wird dann auch sicher neue Modelle zur profitablen und nachhaltigen Bewirtschaftung finden müssen. Aber auch hier gilt: das wird nicht gegen die Landwirte gehen, sondern nur mit ihnen. Wir müssen wieder Betroffene zu Beteiligten machen. 

Frage 3: Wie kann nach Ihrer Meinung die gesetzliche Vorgabe zur Reduzierung des Pestizideinsatzes auch in Haus- und Kleingärten, auf öffentlichen Grünflächen und auf Verkehrsflächen erreicht werden?

Die Landesregierung muss Anreize schaffen, die neue Produktionssysteme und Techniken zu entwickeln, die den Pestizideinsatz reduzieren. Die Forschung nach effektiven Alternativen zu chemischen Pestiziden muss intensiviert werden. Es muss für Anwender bestimmter Pestizide verbindliche Weiterbildungen geben.  

Frage 4: Würden Sie sich dafür einsetzen, die Anwendung von Pestiziden ganz zu unterbinden?

Da die Studien zu Ernteausfällen durch kompletten Pestizidverzicht sehr widersprüchlich sind, kann ich mich zum heutigen Zeitpunkt nicht pauschal festlegen. 

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