BUND Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald

Norbert Knopf Bündnis 90/Die Grünen Wiesloch

Frage 1: Leider gehört nur ein Teil der Region Rhein-Neckar-Odenwald zu den neun Bio-Musterregionen. Welche Maßnahmen halten Sie für besonders geeignet, um einen Anteil des ökologischen Landbaus von 40% oder mehr auch in ihrem Wahlkreis zu erreichen?

Gerne setze ich mich dafür ein, dass auch unsere Region zu einer Bio-Musterregion wird. Unabhängig davon habe ich mich mit dieser Frage auch in meinem Wahlkampf beschäftigt und zwei Veranstaltungen dazu durchgeführt. Mehr Tierschutz in der Landwirtschaft und Markt für regionale Bioprodukte stärken (Links führen zu den Aufzeichnungen der Veranstaltungen). Bei der Tierschutzveranstaltung war Konsens, dass Bio und Tierschutz nur mit einer Abgabe auf Fleisch pro kg zu einem Wandel führen kann. Strittig in dieser Veranstaltung war die Behauptung des Bauernpräsidenten des RN-Kreises, dass die Nachfrage nach Bioprodukten nicht so hoch sei und damit der Markt fehlen würde. Daher habe ich mich in der zweiten Veranstaltung bei Vertreibern von ökologischen Produkten über den Absatzmarkt und Fördermöglichkeiten informiert. Knappe Zusammenfassung: Aktuell kann der Bedarf in unserer Region nach Bio-Produkten nicht erfüllt werden. Es werden dringend Landwirte gesucht, die auf Bio-Produktion umstellen, um die Wartelisten z.B. bei Dirk Bio-Kiste und Solawi Neckargemünd abzubauen. Ein weiteres Problem ist die Erzeugung von „Spezialitäten“ im Bereich Obst und z.T. Gemüse (Lauch). Hier fehlen Anbieter zum Teil komplett. Der Anbau von Bio-Lebensmitten im Bereich der Sonderkulturen wäre daher auszubauen. Vielleicht könnte man hier mit Agro-Photovoltaik Projekten unterstützend eingreifen. Darüber hinaus ist der Anteil von Bio-Produkten in der Außerhaus-Verpflegung zu erhöhen. Dies könnte durch Vorgaben erfolgen in Einrichtungen, in denen der Kreis oder die Kommunen die Verantwortung haben z.B. Kindergärten oder Kliniken. Für die Umsetzung bieten sich die Biomentoren an, die hierzu wertvolle Tipps geben können und auch bei uns in der Region aktiv sind. Insgesamt scheinen mir die Probleme beim Absatz und das finanzielle Risiko für mehr Bio in der Region gelöst zu sein. Was fehlt sind Bauern, die umsteigen. Hier könnte man also ansetzen.

Frage 2: Welche Maßnahmen sollten Ihrer Meinung nach ergriffen werden, um eine Wertschöpfungskette ökologisch erzeugter Lebensmittel von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zum Verbraucher in der Region aufzubauen?

Unter 1. habe ich die Veranstaltungen in meinem Wahlkampf verlinkt. Die Aussagen der Experten waren, dass wir in der Region schon ein gutes Netz haben. Erzeuger und Vertreiber sind bereits in Diskussion und auch Projekte werden im gegenseitigen Einvernehmen gemacht. Z.B. Anbau von Bio-Süßkartoffeln in der Region. In diesen momentan bestehenden Strukturen werden auch objektive Preise ausgehandelt, mit denen bei Seiten gut leben können. Interessant wäre auch eine Initiative, die der Bio-Mentor Hubert Hohler der Klinik Buchinger Wilhelmi in Überlingen vorgestellt hat. Hier werden überschüssige Lebensmittel, die in den Sommermonaten entstehen, wenn viele Menschen in Urlaub sind, von Manufakturen verarbeitet und konserviert. Somit bleiben die Erzeugerpreise konstant und das Angebot an Biowaren wird besser über das Jahr verteilt. Der Gewinn daraus wird gleichwertig verteilt. Weiterhin ist es sinnvoll in Sonderkulturen zu investieren, da die „Massenware“, wie z.B. Äpfel keine so hohen Gewinne abwerfen.

Frage 3: Wie kann nach Ihrer Meinung die gesetzliche Vorgabe zur Reduzierung des Pestizideinsatzes auch in Haus- und Kleingärten, auf öffentlichen Grünflächen und auf Verkehrsflächen erreicht werden?

Bei den öffentlichen Flächen dürfte dies durch Vorgaben, die der Gemeinde- oder Stadtrat erlässt, sicherlich zu einer Vermeidung von Pestiziden kommen. Auch die Straßenbehörden könnten so arbeiten. Aktuell gibt es dazu schon viele Projekte. Nun wäre es angezeigt die Ergebnisse in die Fläche zu bringen und vor allem die Umsetzung zu kontrollieren. Im Bereich der privaten Gärten kann man nur über die Abgabe von möglichst naturnahen Mitteln z.B. Verkauf von „Nützlingen“ oder Verboten z.T. freiwillig durch Gartenmärkte zu einer Reduktion kommen. Sicherlich helfen auch Kampagnen von Umweltorganisation wie dem BUND hier ein Bewusstsein bei der Bevölkerung zu schaffen.

Frage 4: Würden Sie sich dafür einsetzen, die Anwendung von Pestiziden ganz zu unterbinden?

Ganz so tief bin ich in der Materie nicht verwurzelt. Es schein jedoch so, dass auch im Biolandbau der Einsatz von einigen Mitteln notwendig ist, die unter die Kategorie Pestizide fallen. Daher würde ich zunächst für einen Ausbau der Forschung plädieren, um den Bioanbau weiter voran zu bringen. Wahrscheinlich lässt sich dadurch noch viel bewegen. Sollte es auch unter realen Bedingungen möglich sein, auf Pestizide zu verzichten, dann wäre das natürlich ein erstrebenswertes Ziel. 

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